Die Oberleitungen wurden an Holzmasten und teilweise auch an den Häusern befestigt. Diese Fahrleitungen versorgten den O-Bus mit einer Gleichspannung von 440 V.
Das schienenlose Oberleitungsautomobil wurde durch zwei in den beiden Vorderrädern eingebaute Radnabenmotoren angetrieben, der Kraftstrom aus der Oberleitung über einen Rollwagen und vom Wagen ausgehenden Kabel dem Motor zugeführt.

Dieser erste O-Bus in Österreich, System Mercėdès-Électrique-Stoll, glich eher einem Stellwagen ohne Pferd und besaß auch ungefähr dessen Größe und Fassungsraum. Er wurde im Wiener Neustädter Daimler-Werk erzeugt, dessen damaliger Direktor Ferdinand Porsche Jahre später den ersten Volkswagen konzipierte. Der O-Bus war damals ein hochmodernes Verkehrsmittel, dank geringer Lärm- und Abgasbelastung auch sehr umweltfreundlich.

„Elektrischer Automobilverkehr. Dienstag, den 9. d. M. wurde unter allgemeiner Spannung der Stadtbewohner die erste Probefahrt unternommen, welche glatt und zur vollsten Zufriedenheit der Verkehrsabteilung verlief ...“
(Gmünder Zeitung Nr. 8, 3. Jahrgang, 1907).

Am 12. Juli 1907 wurde der fahrplanmäßige Verkehr auf der 2,6 km langen Strecke aufgenommen.
Die Eröffnung nahm am 16. Juli 1907 Erzherzog Rainer von Österreich vor, der Gmünder Gutsherr. Übermäßige Regenfälle verhinderten leider eine Ausfahrt.
Sechzehnmal am Tag pendelte der O-Bus zwischen dem Postamt am Stadtplatz Haus Nr. 4 und dem Hauptbahnhof, beginnend um 5:35 Uhr bis 20:50 Uhr abends. Die einfache Fahrt kostete für Fremde 30 Heller, für Kinder bis 14 Jahren an Wochentagen 10 Heller und für Einheimische zwischen 10 und 16 Heller. Im ersten Jahr beförderte der O-Bus 90.000 Fahrgäste.
Bereits im Herbst dieses Jahres wurde ein zweiter Elektrowagen angeschafft, zur Entlastung des ersten, der pausenlos verkehren musste. Er wurde im Jänner 1908 in Betrieb genommen und war anders ausgeführt. Er hatte kein Postabteil, dafür um 4 Sitzplätze mehr.


 

 

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