Die Entstehung der Stadt České Velenice

Die Entstehung der Stadt České Velenice geht mit der Errichtung der Franz-Josefs-Bahn einher.
Auf dem Gelände in der damaligen Gemeinde Böhmzeile am linken Lainsitzufer, den sogenannten Hoffeldern, befand sich kein Haus, wohl aber eine kleine Feldziegelei und eine Fasanerie. Das nächste Gebäude war der einsam gelegene herrschaftliche Meierhof "Wolfshof" in 800 m Entfernung. Die nächsten Häuser in der Böhmzeile waren einen Kilometer, die von Unterwielands zwei Kilometer entfernt.
Die Erbauer der Bahn suchten ein billiges Baugrundstück und fanden es mit diesem Gelände; es war ein weithin unverbautes Terrain mit der Möglichkeit, den Bahnhof jederzeit den Verkehrsansprüchen entsprechend erweitern zu können.
1868 bis 1870 wurde der Bahnhof errichtet.

Gmünd III

Für die zahlreichen Bahnbediensteten mangelte es an Unterkünften. Täglich wuchs die Zahl der Leute, die direkt bei der Bahn oder vom Bahnbetrieb Erwerb suchten - Kauf- und Handelsleute, Handwerker, Lohnarbeiter.
Zwar kam es zu Ansiedlungen in den Gemeinden Böhmzeile und Unterwielands - dort vor allem an der Gemeindegrenze westlich des Bahnhofsgeländes -, doch reichten diese bei weitem nicht aus, es herrschte weiterhin Wohnungsmangel.
Gerade die zwischen dem Bahnhof und der Gemeinde Böhmzeile gelegenen und für die Verbauung bestens geeigneten Grundflächen blieben lange Zeit unverbaut, weil sich Grundbesitzer Erzherzog Sigismund lange dagegen sträubte.
Ab 1896 trat die entscheidende Wandlung ein, der Gutsbesitzer ließ die Dampfziegelei erbauen und gab die Zustimmung zur Parzellierung der Hoffelder; 100 Joch Grundfläche (57,54 Hektar) wurden in Baublöcke und diese in Bauplätze unterteilt und acht je 12 m breite, in der Achse parallel zur Hauptbahn stehende Hauptstraßen und fünf je 10 m breite Querstraßen geschaffen.
Vor Abgabe der einzelnen Baustellen äußerte die k. k. Staatsbahn den Wunsch, zwecks Erweiterung der Bahnhofsanlage die erste Baublockreihe noch nicht zu verkaufen. Der Bau der Anschlussbahnen war schon im Gespräch und diese Grundstücksfrage wohl mit ein Grund dafür, dass dieser Bahnbau so rasch begonnen wurde.
Der Bauboom begann. Geschäftshäuser, meist einstöckig, und Wohnhäuser mit Gärten entstanden. Die k. k. Staatsbahn erbaute die aus drei einstöckigen Doppelhäusern mit Vorgärten und einem großen Park ausgestattete Kaiser-Franz-Josefs-Jubiläumskolonie für Arbeiterfamilien (1899). Dann entstanden die Geschäfts- und Wohnhäuser Nedbal, Schagginger, Dienstl, Englert, Liebl, Schwarz und das zweistöckige Hotel Huber. Bis zum Jahre 1904 entstanden 125 Neubauten.
1909 wurde das neue (heutige) Bahnhofsgebäude gebaut.
Der Zusammenschluss der neuen Siedlung mit der Stadt Gmünd rückte immer näher.
Der Erste Weltkrieg löste - wie jeder Krieg - Leid und Schrecken aus und ging für die Österreich-ungarische Monarchie verloren. Mit dem Friedensvertrag von Saint-Germain (10. September 1919) musste unter anderen Gebietsverlusten auch das heutige České Velenice an die neu gegründete Tschechoslowakei abgetreten werden.
Das war zugleich der Beginn der neuen Stadt.

Aus: Friedrich Dwirka, Die Stadt Gmünd in Niederösterreich -
Ein Beitrag zur geschichtlichen Ortskunde, 1905


 

 

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