Die ersten Nachkriegsjahre

Den nach České Velenice zurückkehrenden Bewohnern bot sich nach den Kriegsjahren kein schöner Anblick. Jene Personen, die eine fast 5.000 Einwohner zählenden Stadt verlassen hatten, fanden eine Stadt vor, voller Trümmer und Staub. Manche der hier Geborenen hatte diese Wirklichkeit von der Rückkehr abgehalten, sie kamen nie wieder ins Grenzland zurück. Andere Leute lockte die Arbeitsmöglichkeit, aber auch leere Häuser und Landwirtschaftsgebäude mit Vieh und Haustieren.
Es kam eine Zeit der Hilfsbereitschaft beim Aufbau der zertrümmerten Stadt. Es mangelte an Technik und Arbeitskräften. Daher wurden in den ersten Monaten 750 Gefangene feindlicher Armeen eingesetzt; sie waren unter ständiger Bewachung. Jeder Arbeiter bekam täglich 24 Kronen. Untergebracht und verpflegt wurden sie im Gebäude "Mundus" gegenüber dem Bahnhof. Dieses Gebiet - mit kleinen Wasserbehältern und Gebäuden - diente hauptsächlich dem "Bahnhof-Hotel-Huber" und wurde nach Abgang der Gefangenen eingeebnet. Stehen blieb nur das Kleingärtner-Häuschen. Bahnwerk und am Bahnhof arbeiten. Jene, die die Stadt nicht verließen, trugen an der linken Seite ihres Gewandes ein weißes Viereck mit dem Buchstaben "N"; ihre Bewegung in der Stadt und der Umgebung wurde gesteuert (kontrolliert). Im historischen Andenken wurden Deutsche von Österreichern nicht unterschieden.

Foto: Ankommende Widerstandskämpfer
vor dem bombenzerstörten Rathaus

Ab Juni bis September wurden alle deutschen Bürger ausgewiesen, die nicht um die tschechische Staatsbürgerschaft angesucht hatten.
Nach und nach wurden so 492 deutsche Bürger ausgeliefert. Sie durften nur das Nötigste mitnehmen, eine Person nur 30 kg Gepäck. Getötete Haustiere, verschmutze Brunnen, beschädigte Wohnungen zeigten, dass die Leute nicht freiwillig gegangen sind. Die neuen Besitzer mussten alles Wertvolle den Behörden abliefern.
Nach den traurigen sechs Kriegsjahren wurde viel gefeiert, z. B. am 28. und 29. Juli 1945 das 25-jährige Bestehen des Weitra-Gebietes, ein großer Umzug von der "Beseda" zur Grenze fand statt.
Auch Telegramme wurden abgesandt an die Präsidenten von Großbritannien und den USA, in denen um eine Neuregelung (Umgestaltung) ungünstiger Stellen entlang der Staatsgrenze - hauptsächlich im Weitra-Gebiet - ersucht wurde. Die Bewohner von České Velenice vermissten ein historisches Stadtzentrum - einen Marktplatz. Heimlich hofften sie, dass die Pottsdamer Konferenz des Jahres 1945, die sich mit der Situation im Nachkriegs-Europa befasste, die tschechischen Vorschläge auf Neuregelung der Staatsgrenze annehmen wird und die Stadt Gmünd zur tschechischen Republik kommt. Am 30. Oktober 1945 verhandelten darüber die Herren Franz Sivera, Vorsitzender des Bezirkes Tabor, und Bürgermeister Josef Kondelík mit dem Staatspräsidenten Dr. Edvard Beneš. Es wurde nichts erreicht, die Staatsgrenze verbliebt weiter nach dem Stande von 1920.
Nachforschungen nach Verwandten und Bekannten, die nach dem Krieg nicht mehr zurück gekehrt sind, führten zur Evidenz der Opfer und zum Öffnen von Gräbern. Es wurde festgestellt, dass 35 Einwohner von České Velenice während des Krieges in KZ-Lagern starben bzw. hingerichtet wurden, darunter 19 jüdische Bewohner. Die ungarische Juden-Gemeinde vermisste hunderte Personen, die zu Kriegsende vom Ghetto in Budapest ins Lager Gmünd transportiert wurden. Nach Angaben von Frau Anna Houšková, Gedenkfrau von České Velenice, wurde am hiesigen Friedhof der Ort enthüllt, wo unbekannte Körper begraben wurden. Weiter die Zeugin: "Zu Weihnachten 1944 habe ich auf unserem Friedhof beim Urnen-Hain einen Wagen gesehen, und weiter, wie Häftlinge aus dem Lager zwei Körper vergruben. Wie sie sich ansprachen ging es um einen Apotheker und einen Juristen. Jeden Tag war ich am Friedhof und zählte 482 Tote, die letzten waren zu Ostern 1945."
Vom 17. bis 22. Oktober 1945 lief die Exhumierung von 512 Toten. Nach ärztlichen Feststellungen waren es tatsächlich ungarische Juden aus dem Lager Gmünd. Dazu ein Gedenkmann: "Ich bekam 25 SS-Männer zugeteilt, die die Gräber öffneten und die Körper heraus nahmen. Zwei tschechische Ärzte untersuchten sie. Dann wurden die Körper in eilig erzeugte Särge ohne Deckel und ein gemeinsames Grab gelegt, dort, wo das heutige Denkmal steht." Das ursprüngliche Denkmal wurde im Jahre 1955 umgebaut, seine heutige Gestalt bekam es 1975.
Das namentliche Verzeichnis von 485 Seligen, mit Geburtsdatum, ursprünglichem Wohnort, Beruf und Datum und Ursache des Todes, ist in der Stadtchronik erhalten. Laut Exhumierungsprotokoll sind 80 Prozent der Toten Männer, das durchschnittliche Alter um 40 Jahre, Todesursache Unterernährung und totale Erschöpfung des Organismus, Todeszeit Dezember 1944 bis Februar 1945.


 

 

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