1938 bis 1945 - Die Zeit der Besatzung

Foto: Einmarsch der deutschen Truppen
vor dem Hotel Konsul

Der Antritt des Faschismus in den Nachbarländern seit dem Jahre 1933 beeinflusste nach und nach auch die Republik, besonders im West- und Südgrenzgebiet. Der Zivilschutz wurde verstärkt, die Industrie begann mit der Erzeugung von Kampftechnik. Zwischen den Staaten breitete sich Spionage aus.
Im Jahre 1937 drohte wirklich ein Krieg. Die Wahlen wurden bis zum 22. Mai 1938 verschoben, in der Hoffnung, dass sich die gespannte Situation auflöst. 2.447 Velenic-Wähler suchten Kandidaten aus tschechischen Parteien, aber auch aus der Sudetendeutschen-Partei Konrad Henleins, die von den Militär-Behörden in Gmünd unterstützt wurde. Trotz der faschistischen Macht kamen unter die dreißig tschechischen Stadträte nur zwei Mitglieder der deutschen Partei. Zum Bürgermeister wurde der junge Eisenbahnangestellte Franz Sivera gewählt.

Die chaotische Zeit dauerte bis 23. September 1938, zu diesem Zeitpunkt rief die tschechische Regierung zur Mobilisation auf.
Reservisten bis zum Jahrgang 1940 traten zum Waffendienst an und waren bereit, die Republik in sehr gut ausgestatteten Bunkern an der Grenze zu verteidigen.
Tschechische Familien emigrierten - gegen das Verbot des Landesamtes - ins Landesinnere. Die Gemeindeverantwortlichen bemühten sich, auch das Stadtvermögen zu retten. Materialien der Eisenbahnwerke wurden evakuiert. Das Stadt- und Schularchiv wurde am 28. September 1938 nach Tabor gebracht.
Der letzte Eisenbahnzug nach Budweis fuhr am 29. September 1938 um 09:00 Uhr ab.
Das "München-Diktat" entschied am 30. September 1938 über das Schicksal der tschechischen Republik. Das Grenzgebiet wurde ohne Kampf an Deutschland angeschlossen.

Foto: Adolf-Hitler-Straße 1948
Casino beflaggt, daneben Konditorei Tomaschko

Die Deutschen waren in Velenice kaum vertreten (eine 4prozent-Minderheit = 4.780 Tschechen / 180 Deutsche). Das gab Hoffnung! Jedoch am 6. Oktober 1938 ist die Stadt dem Deutschen Reich zugefallen. Das betraf alle Gemeinden, die 1920 der Tschechoslowakei zugeteilt wurden, , außer Tust (Schwarzenbach).
Das besetzte Gebiet kam zum Reichsgebiet Niederdonau. In České Velenice verblieben nur um die fünfzig tschechischen Familien.
Die Situation beschreibt der erhaltene Eintrag von Bürgermeister Franz Sivera in der Stadtchronik (verkürzt):
Ich bekam Nachricht, dass die Besetzung der Stadt um 12:00 Uhr stattfindet. Ich war bestürzt, als ich sah, dass auch tschechische Gewerbetreibende und Leute, von denen ich es nicht geglaubt hätte, Hackenkreuzfahnen aushängten. Um 12:00 Uhr kam ich zum Rathaus und erwartete die deutsche Armee. Mit der bekannten Disziplin näherte sich eine Gruppe der deutschen Soldaten. Ich nahm den Hut ab und wartete. Die Gruppe marschierte um mich, ungefähr 20 Schritte weiter. Der Kommandant gab Befehl zum Anhalten. Mein ganzer Körper erstarrte. Ich stand gegen den Kommandanten, die Soldaten bildeten eine Kreis um mich. Ich blieb starr, aber meine Pflicht gab mir Kraft. Freundlich, aber fest, habe ich mich vorgestellt, sagte, dass ich meine Pflicht als Bürgermeister der Stadt tue, übergab ihm die Schlüssel von den Ämtern und bat ihn, den Bürgern, die diese Stadt gründeten und deshalb hier weiter bleiben, kein Leid zuzufügen. Er versprach es, soweit diese Bürger alle Verordnungen und Bestimmungen befolgen werden.
Die weiteren Ereignisse zeigten aber, dass diese Versprechen nur eine Formsache waren.
Jede Tätigkeit der tschechischen Parteien war verboten, tschechische Schulen wurden gesperrt, um für den Bedarf der Militärs zu dienen. Bewohner, hauptsächlich Lehrer, die gegen die deutsche Besatzung auftraten, wurden verhaftet. Der tschechische Bürgermeister von Velenice musste die gesamten Akten übergeben und den Kassenbetrag von 200.000 Kčs. Ich besann mich: Damals übernahmen wir die Gemeinde aus deutschen Händen mit hunderttausenden Schulden, Millionen Kriegsschuldscheine, einen brüchigen Schreibtisch, ein paar Stühle und eine alte Kasse.
Das Bild der Stadt zeigte Hackenkreuzfahnen und deutsche Aufschriften. Am 8. Oktober wurde den Deutschen eine hochentwickelte Grenzstadt mit einem modernen Eisenbahn-Knoten übergeben. Was die Tschechen nicht beizeiten vernichteten oder versandten, fiel in die Hände der Okkupanten.
Die besetzten Eisenbahn-Werke waren nicht betriebsfähig, weshalb nach dem Befehl der Deutschen Reichsbahn die gesamte evakuierte Einrichtung zurück gebracht werden musste.
Für einige Wochen war kein Zutritt in die besetzte Stadt. Erst ab 20. November 1938 wurde definitiv die Kriegs-Staatsgrenze gezeichnet. Das besetzte
České Velenice wurde zuerst als selbständige Gemeinde des Deutschen Reiches unter dem Namen Gmünd-Bahnhof geführt. Im Jahre 1942 wurde die Gemeinde dann Gmünd als Gmünd III angeschlossen. Hier sind sich die historischen Quellen nicht einig: Manchmal wurde in der ganzen Kriegszeit der Name Gmünd III geführt, oder es kommen beide Benennungen vor (Gmünd III - Bahnhof).
Sicher ist, dass die Republik Tschechoslowakei und auch die Stadt České Velenice während der schweren Kriegsjahre von der Weltmappe verschwunden waren.


 

 

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