Die Erste Republik

Im Mai 1923 fanden die ersten Wahlen der Gemeindevertreter statt.
Etwa 3.000 Bewohner bestimmten mit ihrer Stimme die 30 Mitglieder der Gemeindevertretung, darunter 10 Stadträte.
Als erster Bürgermeister von České Velenice wurde der Postbeamte und Kriegs-Legionär Bohumil Ticháček gewählt (sein Sohn, im Jahre 1924 hier geboren, wurde ein bedeutender tschechischer Wissenschaftler). Schon im November 1924 trat als Bürgermeister Schuldirektor Josef Keš an; er war als Vorstand der Gemeinde bis zum Mai 1938 im Amt.
Das Stadthaus war zu dieser Zeit überwiegend im Schulgebäude Nr. 88 in der Weitraer-Straße untergebracht.


Foto: Hotel Bahnhof (Huber) 1916
Beim Bombenangriff zerstört

Im Jahre hat Herr Kysela das Haus Nr. 217 (ehemals "Hotel zur Stadt Wien" des Inhabers Zechmann) gekauft und umgebaut. Das Hotel wurde im Zweiten Weltkrieg im Bombenangriff vernichtet.
In den zwanzig Jahren zwischen den beiden Weltkriegen hat sich die neu entstandene Stadt sehr schnell entwickelt.
Es kam zur Vergrößerung und Modernisierung der Eisenbahn-Werke - damit verbunden war der Bau von Wohnhäusern für die Angestellten.
Es entstand ein neuer Stadtteil mit 90 Einfamilien-Häusern, hauptsächlich in den Straßen Komenský, Masaryk, B-Nêmcová und Družstevní. Eine Reihe Staatsangestellter bekam Wohnungen in den fünf neuen dreistöckigen Gebäuden "Parlament" und "Senat".
Aufschwung zeigten auch die privaten Unternehmen. Mathias Dryje gründete eine Ziegel-Hütte und Zementfabrik, William Prym begann Fadenknöpfe zu erzeugen, Jan Lexa betätigte sich als Feilenhauer und Fortunat Ptak betrieb eine mechanische Werkstatt mit Fahrräder-Reparatur. Bekannt war auch die Maschinen- und Installateur-Werkstatt Drnek und die Möbel-Werkstatt Kotal. Man könnte weitere Unternehmen nennen, die den Bewohnern die verschiedensten technischen Dienste boten. Große Konkurrenz herrschte zwischen den Gaststätten. In der Ersten Republik gab es mehr als zwanzig Kaffeehäuser, Wirtshäuser und Hotels.
Für die Gesundheit der Bewohner sorgten drei Ärzte und zwei Zahnärzte. Im Hause Nr. 394 in der Trocnov-Gasse befand sich sogar ein Epidemie-Krankenhaus (Josefschlag).
Nicht alle Bewohner konnten sich diese Dienste aber auch leisten. Trotzdem die Eisenbahn-Werke expandierten und Kleinunternehmen Arbeitsmöglichkeiten anboten, wohnten in der Stadt mehrere Arbeitslose und sehr arme Menschen, für die Wohltätigkeitsorganisationen Nahrungsmittel, Kleider und Geld sammelten; auch die Gemeindeverwaltung fand für sie "Notarbeiten" an den gemeindeeigenen Gebäuden und Einrichtungen.
Der Beweis für den damaligen Wirtschaftsaufstieg der Stadt war die Veranstaltung der "Landes-Ausstellung des Südtschechischen Weitra-Landes" im Juli 1927. Das Hauptausstellungsgelände befand sich beim Bahnhof, 32.000 m2 groß. Landwirtschaftliche Nutztiere wurden im Wolfshof Nr. 357 zur Schau gestellt. Weitere Exposituren befanden sich im Schulgebäude Nr. 325 und im Stadtamt Nr. 88. Zahlreiche prominente Politiker der Republik besuchten die Ausstellung, darunter auch Staatspräsident Dr. Edvard Beneš. Ihm wurde 1937 die Ehrenbürgerschaft von České Velenice verliehen.


 

 

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