Die Wirtschaft

Die Bobbin
Der Begriff »Bobbin« bedeutet im Englischen Spule. Und Spulen wurden in Gmünd seit 1923 produziert. In der Hauptdesinfektion des ehemaligen Flüchtlingslagers fanden die Pioniere der Holzfabrik ihre idealen Bedingungen. Als die Textilbranche in den frühen 30er-Jahren von der Wirtschaftskrise schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, wirkte sich das auch auf die Produktionspalette der Bobbin aus. Man war flexibel. Neben den Spulen wurden auch andere Artikel aus dem Rohstoff Holz in Gmünd-Neustadt herge-stellt. Die Bobbin expandierte zu einem nicht unbedeutenden Möbelhersteller, nachdem im Krieg lediglich Munitionskisten gefertigt worden waren. In den besten Zeiten der Fabrik waren fast 400 Menschen in der Bobbin beschäftigt.
Die Firma Heinisch
Die Färberei Heinisch kam in den frühen 20er-Jahren nach Gmünd. Die Brüder Heinisch benutzen für ihre Färberei die ehemalige Chirurgie des Flüchtlingslagers, ein bestehendes Gebäude in der Pestalozzigasse. Nach dem Krieg wurde in Frindorf eine zweite Fabrik errichtet.

Die Weberei Hutter & Welt
Im Jahre 1925 wurde die Weberei Hutter & Welt in Gmünd gegründet. 1945 wurde der Betrieb durch drei Bomben fast völlig zerstört. Der im Jahre 1949 abgeschlossene Wiederaufbau war nur unter großen Schwierigkeiten möglich gewesen, da in der Zeit nach dem Krieg Baumaterialien und Maschinenbestandteile kaum zu beschaffen waren. Im Jahr 1955 ist der Maschinenpark vollkommen erneuert und vor allem modernisiert worden. Der Betrieb produzierte hauptsächlich Bett- und Haushaltswäsche.
Die Agrana
Bereits 1934 war von der Niederösterreichischen Landwirtschaftskammer ein Plan zur Errichtung eines umfassenden Kartoffelver-wertungsunternehmens auf genossenschaftlicher Basis ausgearbeitet worden. Bis 1933 stand an der heutigen Produktionsstelle ein Dampfsägewerk, das allerdings bedingt durch einen Brand und die Wirtschaftskrise aufge-lassen wurde. Das heutige, 15 Hektar große Agrana-Firmengelände nimmt gut ein Drittel der Fläche der Neustadt ein.
Die Molkereigenossenschaft
Im Jahre 1928 wurde in Gmünd eine Molkereigenossenschaft gegründet. Die Molkereigenossenschaft befand sich bis 1987 auf dem Lagerhausareal, dann wurde das alte Gebäude vom Raiffeisen Lagerhaus erworben, während die Molkerei in das Industriegebiet an der Albrechtserstraße zog.
Die Bau- und Holz AG
Die BuHAG wurde 1920/1921 gegründet und war mit 100 Beschäftigten ein holzverarbeitender Großbetrieb. Im Jahr 1928 loderten die Flammen in der BuHAG. Infolge dieses Brands war der Betrieb seit 1932 in Liquidation befindlich. Nach dem Anschluss 1938 übernahm ein Sägewerksbesitzer aus Klausen-Leopoldsdorf den gesamten Besitz. Seinem Antrag auf Wiederinbetriebnahme des Sägewerks wurde „aus marktordnenden und wirtschaftspolitischen Gründen“ nicht stattgegeben, vielmehr erwarb die in Gründung befindliche Landwirt-schaftliche Kartoffelverwertungs AG die Liegenschaft und errichtete 1940 darauf ihr Werk.
Die Firma Leyrer + Graf
Dipl.-Ing. Anton Leyrer erwarb die von der Barackenverwaltung erbauten Objekte Postgasse Nr. 31, 32 und 83 und gründete im Jahre 1926 sein Hochbauunternehmen. Die ehemalige „Pferderemise“ des Lagers ist heute noch erhalten und trotz Umbau im oberen Stock-werk deutlich zu erkennen. Im Jahr 1939 wurde die Firma „Dipl. Ing. A. Leyrer & Dipl. Ing. A. Haunzwickl“ als Straßen- und Brücken-bauunternehmen gegründet. Das Unternehmen steht heute im Besitz und der Führung der Familie Graf.

Original-Bauplan der Wagen-Remis des Lagers

Die Trafik der Neustadt
Für die Neustädter Bevölkerung bestand in einem ehemaligen Portierhäuschen des Lagerspitals in der Conrathstraße eine kleine Trafik. In den 30er-Jahren gründete die Familie Rohr diese Einrichtung. Mit dem Tod der Geschäftsführer wurde ab 1962 Wilhelm Spiesmaier Betreiber und schließlich Eigentümer. Im Jahr 1979 übernahm Margaretha Spiesmaier die Trafik, die – später unter anderen Besitzer – eine Institution der Gmünder-Neustadt darstellte. Als Trafikanten gingen auch die Geschäfte von Julius Aschauer und zuletzt Günther Schmied in die Geschichte der Neustadt ein.
Die Greissler der Neustadt
Ein aussterbendes (bzw. bereits ausgestorbenes) Gewerbe sind die „Greißler“. Der Greißler spielte nicht nur für die Sicherung der Nah-versorgung eine zentrale Rolle, sondern war auch für die Versorgung mit Informationen unverzichtbar. Die lokalen Informationen und Nachrichten waren beim Einkauf im Preis enthalten. Der Wandel der Strukturen (weg von kleinräumigen Strukturen, hin zu weitläufigen) hat auch das Einkaufen verändert. Welche Nahversorger in Gmünd-Neustadt waren können Sie nachlesen.

Firma Agrana (damals Agena)
Färberei Heinisch


 

 

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